11. Januar 2021

Engpässe bei Lepra-Medikamenten führen zu Versorgungsproblemen von Patient*innen

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die nationalen Lepra-Kontrollprogramme über Schwierigkeiten bei der Lieferung der Medikamente zur Behandlung von Lepra informiert.

Das bestätigt auch die DAHW Deutsche Lepra-und Tuberkulosehilfe: In den Einsatzländern Nigeria, Liberia und im Sudan beispielsweise führen die Engpässe der Kombinationstherapie (Multi-Drug-Therapy, MDT) bereits zu Problemen in der Versorgung von Lepra-Patient*innen. Behandlungen können nicht begonnen bzw. zu Ende geführt werden. Die Situation macht deutlich, dass lepraendemische Länder dringend über einen Pufferspeicher verfügen müssen, um Produktions- und Lieferprobleme bei den Medikamentenherstellern auffangen zu können.

Im Jahr 2020 gab es bei allen drei Medikamenten (Dapson, Rifampicin und Clofazimin), die in Kombination zur Behandlung von Lepra eingesetzt werden, Verzögerungen bei der Tabletten- bzw. Blisterverpackungs-Produktion. In der Folge war der MDT-Lagerbestand der WHO in Genf, die für die kostenlose Verteilung der Medikamente an Lepra-Hilfswerke und -Kontrollprogramme verantwortlich ist, bereits begrenzt. Zusätzlich sorgten dann auch noch die Corona-Beschränkungen für Schwierigkeiten in der Logistik: Medikamente gelangten nicht in die Länder und dort nicht zu den Krankenhäusern und Gesundheitsstationen. Nun kommt ein weiteres Problem dazu: In den zuletzt produzierten Rifampicin-Tabletten wurden potenziell gefährliche Verunreinigungen mit Nitrosaminen entdeckt. Damit wird die Lage kritisch: In vielen Ländern ist die Behandlung von Lepra-Patient*innen nicht mehr gewährleistet.

So meldet Dr. Joesph Chukwu, medizinischer Berater der DAHW in Nigeria, an die DAHW-Zentrale in Würzburg, dass aktuell etwa eintausend Lepra Patient*in-nen im Land nicht behandelt werden können. Auch im Ganta Rehabilitation Center in Liberia können Lepra-Patient*innen ihre Behandlung nicht beginnen bzw. haben ihre Behandlung unterbrechen müssen. Einige haben aufgrund fehlender Medikamente die Klinik verlassen. Gleiches spielt sich im Sudan und in Afghanistan ab. „Dank intensiver Bemühungen der technischen Kommission der ILEP (Vereinigung der internationalen Leprahilfswerke), der WHO und der nationalen Kontrollprogramme konnten viele Medikamenten-Lagerbestände für die Behand-lung der Lepra-Patient*innen wieder aufgefüllt werden“, so Dr. Saskia Kreibich, Public Health Beraterin bei der DAHW. Aber es handele sich um begrenzte Mengen – weitere Engpässe seien also vorhersehbar. Das weltweite Versorgungsniveau müsse dringend angehoben werden, damit derartige Produktions- und Lieferschwierigkeiten nicht unmittelbar dazu führen, dass Lepra-Patient*innen nicht behandelt werden können.

Die Kontrollprogramme bräuchten Leitlinien für solche Fälle, konstatiert Dr. Chukwu. „Wie sollen wir mit der aktiven Fallfindung fortfahren, in dem Wissen, dass es keine Medikamente gibt, um Betroffene zu behandeln?“, so der Lepraarzt. „Die COVID-19-Pandemie hat in Ländern mit fragilen Gesundheitssystemen ohnehin schon massive Auswirkungen auf die Versorgungssituation der Menschen“, stellt Dr. Kreibich fest. Alle Aufmerksamkeit liege aktuell auf Corona – vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs) wie Lepra, die unbehandelt für Betroffene zu Ausgrenzung und Behinderungen führen können, würden als erstes unter den Tisch fallen. Man habe auch eine moralische Verpflichtung, den von Lepra betroffenen Menschen in dieser Pandemie beizustehen. „Wir stehen im intensiven Austausch mit lokalen und internationalen Partnern und Fachgremien, um schnellstmöglich lokal abgestimmte Lösungsansätze zu finden, um allen Lepra-Patient*innen in den DAHW unterstützen Ländern eine durchgängige Behandlung zu ermöglichen.“


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