Das bestätigt auch die DAHW Deutsche Lepra-und Tuberkulosehilfe: In den Einsatzländern Nigeria, Liberia und im Sudan beispielsweise führen die Engpässe der Kombinationstherapie (Multi-Drug-Therapy, MDT) bereits zu Problemen in der Versorgung von Lepra-Patient*innen. Behandlungen können nicht begonnen bzw. zu Ende geführt werden. Die Situation macht deutlich, dass lepraendemische Länder dringend über einen Pufferspeicher verfügen müssen, um Produktions- und Lieferprobleme bei den Medikamentenherstellern auffangen zu können.
Im Jahr 2020 gab es bei allen drei Medikamenten (Dapson, Rifampicin und Clofazimin), die in Kombination zur Behandlung von Lepra eingesetzt werden, Verzögerungen bei der Tabletten- bzw. Blisterverpackungs-Produktion. In der Folge war der MDT-Lagerbestand der WHO in Genf, die für die kostenlose Verteilung der Medikamente an Lepra-Hilfswerke und -Kontrollprogramme verantwortlich ist, bereits begrenzt. Zusätzlich sorgten dann auch noch die Corona-Beschränkungen für Schwierigkeiten in der Logistik: Medikamente gelangten nicht in die Länder und dort nicht zu den Krankenhäusern und Gesundheitsstationen. Nun kommt ein weiteres Problem dazu: In den zuletzt produzierten Rifampicin-Tabletten wurden potenziell gefährliche Verunreinigungen mit Nitrosaminen entdeckt. Damit wird die Lage kritisch: In vielen Ländern ist die Behandlung von Lepra-Patient*innen nicht mehr gewährleistet.