19. Januar 2023

Fälle finden, Menschen heilen, Lepra beenden!

Ein Skin Camp in Tansania: Die Bewohner:innen einer Gemeinde warten darauf, dass sie an die Reihe kommen. Die DAHW-Teams untersuchen die Menschen auf Hautkrankheiten wie Lepra, beraten und behandeln sie direkt oder verweisen sie zur nächsten Gesundheitsstation. Foto: DAHW Nigeria

Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe geht ihren Weg hin zur weltweiten Eliminierung der Lepra beharrlich weiter. Dabei setzt die Organisation auf aktive Fallsuche, systematische Kontaktuntersuchung, gezielte Reihenscreenings und medikamentöse Prophylaxe.

„Jetzt handeln. Lepra beenden“, lautet die Botschaft des diesjährigen Welt-Lepra-Tages am 29. Januar. Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe verfolgt dieses Ziel seit ihrer Gründung 1957. Denn obwohl Lepra inzwischen heilbar ist, erkranken weltweit immer noch ca. 200.000 Menschen jährlich neu daran. Niemand weiß, wie hoch die Dunkelziffer ist, da viele Betroffene unentdeckt bleiben. Das Fatale daran: Lepra ist heilbar. Seit Mitte der 1980er Jahre gibt es eine medikamentöse Therapie. Doch Lepra ist – wie die meisten Vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs) – eine armutsassoziierte Krankheit. Sie trifft oft Menschen, die keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben – aus Angst vor Stigmatisierung und Ausgrenzung oder weil der Weg zur nächsten Gesundheitsstation einfach zu weit ist. Die DAHW hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Menschen zu finden und ihre Krankheit möglichst frühzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln, um Folgen wie Behinderungen zu vermeiden und die Chance auf eine Heilung ohne bleibende Beeinträchtigung zu erhöhen.

Würzburg, den 29. Januar 2023: Wie in der neuen "Globalen Strategie zur Leprabekämpfung 2021-2030" dargelegt, ruft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dazu auf, bis 2030 die Übertragung der Lepra in 120 Ländern zu unterbrechen. Klar ist aber, dass die derzeitigen Strategien und Anstrengungen noch nicht ausreichen, um diese vernachlässigte Tropenkrankheit in allen Teilen der Welt zu eliminieren. „Die frühzeitige, aktive Fallfindung ist für uns ein wichtiger Schlüssel zur Eindämmung der Lepra-Übertragung“, weiß Dr. Christa Kasang, Forschungskoordinatorin bei der DAHW. Wie das funktioniert, zeigen aktuelle Projekte der Organisation.

„Wir werden zum Beispiel in Togo ab März ca. 60 Skin Camps durchführen“, so Dr. Kasang. Das sind mobile Hautkliniken, also Reihenuntersuchungen, für die die DAHW-Teams in die Dörfer fahren, um die Menschen zu untersuchen. „Diese Skin Camps haben zwei entscheidende Vorteile“, erklärt Dr. Kasang: „Zum einen, dass wir bei diesen Screenings nicht nur Lepra, sondern zahlreiche andere Krankheiten diagnostizieren und behandeln können. Dazu zählen andere vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs) wie Buruli Ulcer, Frambösie oder die Krätze, aber auch Pilzerkrankungen, Akne oder andere schwere Formen von Hauterkrankungen. Wir sind immer wieder erstaunt, wie viele Menschen, gerade in diesen Armutsregionen, in die wir fahren, von Hauterkrankungen betroffen sind. Über 50% der Untersuchten leiden an einer und teilweise sogar an zwei oder drei Haut-NTDs gleichzeitig. Deshalb ist es sehr gut, dass unsere Dermatologen und Dermatologinnen und das medizinische Fachpersonal vor Ort nach dieser integrierten Vorgehensweise arbeiten können und wir Synergieeffekte nutzen.“

Stigmata reduzieren

Der zweite entscheidende Vorteil der Skin Camps ist, dass sie dazu beitragen, Stigmata zu reduzieren. Lepra ist immer noch eine hoch stigmatisierte Krankheit, ebenso wie Buruli Ulcer, eine weitere vernachlässigte Hauterkrankung. „In der Ankündigung unserer Skin Camps kommunizieren wir, dass wir für ein Hautscreening ins Dorf kommen. Die Menschen gehen da erstmal nicht von Lepra aus. Wenn wir aber im Rahmen einer Leprakampagne in ein Dorf gehen, kann es sein, dass die Leute nicht bereit sind, sich untersuchen zu lassen, aus Angst, ausgestoßen und stigmatisiert zu werden. Bei den Skin Camps ist das anders. Wir gehen sehr behutsam vor, sowohl bei der Untersuchung als auch bei der medizinischen Beratung und Behandlung, wenn sich ein Verdacht bestätigt“, erklärt die Forschungskoordinatorin.

Während die DAHW zum Beispiel in Togo aktuell Skin Camps in dieser Form durchführt, geht die Organisation in Tansania und Äthiopien einen etwas anderen Weg. „Hier verfolgen wir das Prinzip der systematischen Kontaktnachverfolgung. Im Gegensatz zu
den Skin Camps geht es hier darum, gezielt die Kontaktpersonen von Lepra-Patient:innen zu untersuchen. Dazu suchen wir – mit dem Einverständnis der/des Patient:in – die Angehörigen, die Nachbarn und Menschen in der direkten Umgebung auf, weil diese dem höchsten Risiko einer Infektion ausgesetzt sind“, erklärt die Forschungskoordinatorin.

Ebenso wie bei den Skin Camps bekommen die untersuchten Menschen, sofern möglich, prophylaktisch ein Medikament (PEP – Post-Exposure Prophylaxis: Die Einmalgabe von Rifampicin an Kontaktpersonen kann das Risiko einer Lepra-Erkrankung um 57% reduzieren).

 

In honor of World Leprosy Day 2023, members of the global leprosy community emphasize the importance of reaching people affected by leprosy early and starting treatment as soon as possible.


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