Traditionelle Heiler wie Shaaban Salum Msemakweli genießen in Tansania ein sehr hohes Ansehen. In ihrer Funktion als „Dorfarzt“ sind sie gerade für die ländliche Bevölkerung oft am besten zu erreichen. Außerdem vertraut man ihnen mehr als dem „westlich“ geschulten medizinischen Personal. So auch dem berühmten traditionellen Heiler Shaaban, der in der Gegend von Mtoni Kijichi lebt, allerdings in der Metropole Daressalaam tätig ist. Seine Patient*innen sind davon überzeugt, dass er bereits viele Menschen mit chronischen Krankheiten heilen konnte.
Der Vorteil, den traditionelle Heiler wie Shaaban für die Erkennung von Tuberkulose-Fällen haben, liegt auf der Hand: Die Menschen kommen zu ihnen, weil sie ihnen vertrauen. Die lokale Partnerorganisation der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, PASADA, hat genau dies erkannt und sich zunutze gemacht. „Im Zuge der Fallsuche in den Gemeinden sind wir auf Shaaban zugegangen. Er empfängt Tag für Tag Menschen, die auch Tuberkulose-Symptome aufweisen. Es war uns wichtig, ihn kennenzulernen und mit ihm über das Thema TB zu sprechen“, berichtet Dr. Jacqueline Samson, Projektleiterin bei PASADA.
In einem langen Gespräch stellte sie fest, dass Shaaban nicht viel über die pandemisch verbreitete Infektionskrankheit wusste, an der weltweit täglich rund 5.000 Menschen sterben. Anzeichen, Symptome, Übertragungswege, Früherkennung und Prävention waren ihm fremd. Und mehr noch: er glaubte nicht an die Krankheit. Vielmehr verband er mit Tuberkulose negative Gedanken, für ihn war sie eine sogenannte Hexenkrankheit. Doch Shaaban war offen für die Erkenntnisse der modernen Medizin, für Dr. Samsons Ausführungen und ihr Wissen über Tuberkulose. Es gelang ihr nicht nur, ihn von der Dringlichkeit der TB-Bekämpfung zu überzeugen, er versprach sogar, in der TB-Falldiagnostik aktiv mitzuhelfen.