Über 200.000 Menschen erkranken jedes Jahr neu an Lepra, Millionen Menschen müssen ein Leben lang unter den Folgen Erkrankung leiden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt Lepra zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs): Diese haben gemeinsam, dass sie vor allem die Ärmsten in Ländern des Globalen Südens treffen und – obwohl vermeidbar und behandelbar – zu Ausgrenzung, Stigmatisierung, schwersten Behinderungen und (noch größerer) Armut führen können. Ungefähr jeder fünfte Mensch ist von einer NTD betroffen oder bedroht. Dennoch erhalten die „NTDs“ und die Betroffenen kaum Aufmerksamkeit in Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit. In der Folge stehen viel zu wenig Mittel für die (dringend notwendige) multisektorale Ursachenbehebung zur Verfügung.
„NTDs wie Lepra bekämpfen, heißt Armut bekämpfen“, sagt Burkard Kömm, Geschäftsführer der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe. „Dazu müssen die sog. sozialen Determinanten von Gesundheit wie die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen allgemein verbessert werden.“ Zudem gelte es, die Forschung nach Medikamenten und Impfstoffen zu intensivieren und die nationalen Gesundheitsprogramme zu stärken.“ Die aktuelle Corona-Pandemie verschärfe die Situation. „COVID-19 ist das alles beherrschende Thema, doch für Milliarden Menschen weltweit ist das nur eine weitere Infektionskrankheit, die sie das Leben kosten kann“, so Kömm. Um das Bewusstsein für das riesige globale Gesundheitsproblem NTDs zu wecken, kombiniert die DAHW ihre traditionellen Aktivitäten zum Welt-Lepra-Tag in diesem Jahr mit Aktionen zum Welt-NTD-Tag in Anlehnung an eine internationale Kampagne der Organisation „Uniting to Combat NTDs“. „Gemeinsam mit vielen anderen Organisationen und Institutionen werden wir vom 24. bis zum 31. Januar 2021 über verschiedene Aspekte von Armutskrankheiten informieren und die vergessenen Menschen sichtbar machen.“ Mehr dazu auf www.dahw.de/hinsehen.
Neue Strategien zur Lepra- und NTD-Bekämpfung
Ein Highlight in der Aktionswoche ist die Präsentation der neuen „Roadmap“ für NTDs 2021-2030 der WHO, die auch eng mit der neuen Strategie zur Lepra-Bekämpfung 2021-2030 verbunden ist. An der virtuellen Konferenz am 28. Januar 2021 nehmen Regierungschefs, Gesundheitsminister*innen und zahlreiche Partnerorganisationen teil, die Programme zur Prävention, Kontrolle, Eliminierung und Ausrottung von armutsbedingten Krankheiten unterstützen – so auch die DAHW. Die „Roadmap“ entstand auf Basis eines mehrmonatigen Konsultationsprozesses, an dem von NTDs betroffene Länder, Geberstaaten und weitere Akteure auf staatlicher, wissenschaftlicher, wirtschaftlicher und zivilgesellschaftlicher Ebene beteiligt waren, darunter auch Vertreter*innen der DAHW und lokale DAHW-Partnerorganisationen in den Einsatzländern.
Ziel ist es, die sektorübergreifende, integrierte Zusammenarbeit im Bereich der Planung, Logistik, Finanzierung und Implementation von programmatischen Maßnahmen zu verbessern und damit die Wirkung zu erhöhen. Zugleich sollen die Länder selbst mehr Eigenverantwortung übernehmen und dazu – unter stärkerer Berücksichtigung der lokalen und kulturellen Begebenheiten – Unterstützung beim Kapazitätsaufbau erhalten.