22. März 2023

Lücken schließen: DAHW betreibt gemeindebasierte TB-Fallsuche in Tansania

In den Tuberculosis Rapid Assessment Points (TRAPs) in Tansania bieten geschulte Laien erkrankten Personen erste Anlaufstellen – mitten in der Community. (Foto: Jacqueline Mwaipaja)

Die nationalen Kontrollprogramme für Tuberkulose (TB) sind in Tansania eigentlich gut aufgestellt. Trotzdem, darauf weist die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe anlässlich des Welt-Tuberkulose-Tags 2023 hin, bekommen viele TB-Infizierte weder eine Diagnose noch eine Behandlung. Die DAHW will diese Lücke schließen – auch mit unkonventionellen Ideen.

Würzburg, Daressalam, 23.03.2023: Es gibt vielfältige Gründe, warum man auch mit hartnäckigem Husten nicht zum Arzt geht: In Deutschland liegt das oft am Zeitmangel oder einfach an der Unlust, sich in ein volles Wartezimmer zu setzen. In Daressalam hingegen, der größten Stadt Tansanias, gibt es auf dem Weg zur medizinischen Behandlung ganz andere Hürden – und das in einer Umgebung, in der die Tuberkulose weit verbreitet ist.

„Die Leute haben kein Geld“, erklärt Dr. Christa Kasang, Forschungskoordinatorin bei der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, „oder sie sind schon zu krank, um die Wege auf sich zu nehmen. Auch ist es für Frauen in von Männern dominierten Gesellschaften nicht immer einfach, einen Arztbesuch zu vereinbaren. Und viele Menschen haben auch Angst vor den Konsequenzen einer Diagnose, denn Tuberkulose ist mit einem riesigen Stigma behaftet.“ Es gibt also eine relativ hohe Verlustrate, wie das im medizinischen Kontext heißt: Von einer bestimmten Anzahl Menschen, die sich mit TB infizieren, geht nur ein Teil zur Untersuchung, noch einmal weniger Betroffene holen sich ihre Diagnose ab und davon wiederum lassen sich nicht alle behandeln.

Laien betreiben in den Communities Aufklärungsarbeit und nehmen Proben

„Da ist eine Lücke“, sagt Dr. Kasang, „und wir als DAHW haben den Anspruch, diese Lücke zu schließen. Deshalb haben wir in Zusammenarbeit mit unserer Partnerorganisation Pasada und unterstützt von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sogenannte TRAPs eingerichtet.“ Trap heißt übersetzt Falle, steht aber eigentlich für Tuberculosis Rapid Assessment Point. Das sind kleine Anlaufstellen innerhalb der Gemeinden, betrieben von geschulten Laien. Diese Menschen klären in ihrer eigenen Community über Tuberkulose auf, machen Hausbesuche und nehmen Proben. Und im Fall eines positiven Ergebnisses sprechen sie mit den Betroffenen über das weitere Vorgehen. „Es ist eben leichter, Proben und Diagnosen zu transportieren als Menschen“, erklärt Dr. Kasang. „Ältere Menschen, HIV-Infizierte im fortgeschrittenen Krankheitsstadium oder Drogenabhängige schaffen es oft gar nicht ins Referenzkrankenhaus – dafür haben wir Mitarbeiter:innen vor Ort.“

Frauen und traditionelle Heiler:innen bieten den Patient:innen einen vertrauensvollen Rahmen

Das Projekt, das sich bereits in der dritten Förderrunde der GIZ-Klinikpartnerschaftsprogramme befindet, kann große Erfolge vorweisen: „In der aktuellen Runde seit Juni 2021 haben wir schon 890 neue Patient:innen entdeckt“, erläutert Dr. Kasang. „Unser Ziel sind 1050, das werden wir wohl knapp erreichen.“ Pro Quartal werden in den TRAPs bis zu 3.000 Menschen gescreent. Und die Einrichtungen werden sehr divers geführt, um eine bestmögliche Abdeckung der Patient:innen-Gruppen zu ermöglichen: Von den fünfzig TRAPs, die es aktuell gibt, werden zwanzig von Frauen geführt – „weil Frauen Frauen leichter ansprechen können, gerade in diesen Gemeinschaften“, erklärt Dr. Kasang. „Und in zehn der Einrichtungen arbeiten traditionelle Heiler:innen.“

Diese Besonderheit hat sich ebenfalls als effektiv erwiesen. Die Heiler:innen genießen großes Vertrauen innerhalb der Gemeinschaften, an sie wenden sich die Menschen oft zuerst, wenn sie gesundheitliche Probleme haben. Bekommen die Heiler:innen dann bei diesen Besuchen den Eindruck, die Patient:innen könnten eine Tuberkulose-Infektion haben, nehmen auch sie Proben und vermitteln die Menschen gegebenenfalls weiter an geeignete Gesundheitseinrichtungen – eine Vorgehensweise, die gut funktioniert.

„Wir sehen, dass es extrem wichtig ist, in die Gemeinden zu gehen und die Menschen zu sensibilisieren“, sagt Dr. Kasang, „und wir lernen voneinander: Zuletzt kam auch vom Nationalprogramm die Ankündigung, immer mehr aktive Fallsuche zu betreiben. Das ist für uns ein großer Erfolg.“ Ein Erfolg, den die DAHW und ihre Partnerorganisation zusammen mit den Menschen vor Ort erarbeitet haben. Denn das Motto der Weltgesundheitsorganisation WHO für den diesjährigen Welt-Tuberkulosetag lautet zwar: „Yes! We can end TB.“ Für die DAHW und ihre Mitarbeiter:innen ist aber klar, dass das nur gemeinsam geht.


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