22. Mai 2024

Memento Fachgespräch macht auf Vernachlässigte Krankheiten aufmerksam

Expert:innen aus NGOs, Politik und Selbstvertretungsorganisationen im Austausch (Foto: Jara Frey-Schaaber)

Expert:innen aus der NGO-Arbeit und der Politik sowie von Selbstvertretungsorganisationen diskutierten in Berlin über Herausforderungen und Chancen im Bereich der sogenannten Neglected Tropical Diseases. Deutlich wurde vor allem eines: Viel Leid könnte vermieden werden.

Würzburg / Berlin, 22.05.2024: Was haben Lepra und Schlangenbisse gemeinsam? Auf den ersten Blick: wenig. Und doch fallen sie unter eine ganz bestimmte Kategorie, die der Vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, kurz: NTDs).  Diesen Erkrankungen, die häufig armutsassoziiert sind und in der Weltöffentlichkeit nur sehr bedingt Aufmerksamkeit erhalten, widmet sich nicht nur die DAHW, sondern auch das Memento Bündnis für vernachlässigte Krankheiten. In einem vom Bündnis organisierten Fachgespräch ging es in der vergangenen Woche um die aktuellen Herausforderungen und Chancen im Bereich der NTDs, beispielhaft dargestellt an der DAHW-Mandatskrankheit Lepra sowie an Schlangenbissen.

Das Podium unter Schirmherrschaft des Memento-Preisträgers Ottmar von Holz, MdB (Bündnis 90/Die Grünen) war hochkarätig besetzt: DAHW-Lepra-Experte Anil Fastenau und Dr. Bernadette Abela-Ridder, WHO-Expertin für Schlangenbisse, beleuchteten die Unterschiede, aber vor allem die Gemeinsamkeiten ihrer Schwerpunktbereiche. Denn mit gezielten Investitionen und Interventionen könnte die Krankheitslast sowohl der Lepra als auch ausgelöst durch Schlangenbisse drastisch reduziert werden.

Eindrücklich schilderte zudem Joshua Thomas Oraga (IDEA Refaco Kenya Foundation und African Alliance Against NTDs), was es bedeuten kann, von NTDs betroffen zu sein: Als ehemaliger Lepra-Patient setzt er sich heute in Selbstvertretungsorganisationen dafür ein, die Herausforderungen in der Bekämpfung Vernachlässigter Tropenkrankheiten aufzuzeigen. Denn: Von NTDs betroffene Menschen können ihr Recht auf Gesundheit oft nicht wahrnehmen – die Forschung, die Produktion und Entwicklung entsprechender Medikamente sowie die von der Politik geduldeten Marktmechanismen vernachlässigen jene Krankheiten ebenso wie deren Bekämpfung.

In der Diskussion, auch mit dem Publikum, wurde beim Fachgespräch eines rasch deutlich: Das Leid der Betroffenen ist vermeidbar. Entschlossenes, koordiniertes Handeln aller Beteiligten und Aufklärung sowie Maßnahmen vor Ort sind dabei das eine. Die internationale Politik jedoch ist ebenfalls gefragt, wenn es beispielsweise darum geht, NTDs in die Ausbildung der Gesundheitssysteme zu integrieren oder darum, Forschung, Entwicklung, Produktion und Verteilung dorthin zu verlagern, wo die Betroffenen leben: In armutsassoziierte Kontexte in abgelegenen Regionen.

Um sicherzustellen, dass NTDs auch fernab von Gewinnabsichten den Fokus bekommen, den sie verdienen, muss noch viel Arbeit investiert werden, so viel steht fest. Eins ist aber auch klar: Erfolgreiche Ansätze wie etwa die Entwicklung der Zero Leprosy Roadmap in Pakistan machen deutlich, dass mit relativ wenigen Mitteln sehr viel erreicht werden könnte. Das aber kann nur gelingen durch die Einbindung der Betroffenen selbst, deren Communities vor Ort sowie durch dezentrale, bezahlbare und verfügbare Zugänge zu Gesundheitsversorgung.


Das Memento Bündnis

Das 2014 gegründete Memento Bündnis besteht aus den Organisationen Ärzte ohne Grenzen, Brot für die Welt, BUKO Pharma-Kampagne sowie der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe. Es richtet Fachgespräche aus und vergibt regelmäßig den Memento-Preis in den Kategorien Forschung, Medien und Politik. Ziel des Bündnisses ist es, mehr Aufmerksamkeit für die vernachlässigten Gesundheitsbedürfnisse von Menschen in Ländern des Globalen Südens zu schaffen.

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