Ranjeet* ist einer von rund sechs Millionen LKW-Fahrern in Indien. Wegen der langen Fahrzeiten, einer oft ungesunden Ernährung und einem Mangel an Bewegung und Hygiene ist der Gesundheitszustand vieler Trucker sehr schlecht. Gleichzeitig erschwert die Mobilität den Zugang zum Gesundheitssystem. In der Folge erkranken Trucker häufig an Tuberkulose – so wie der 22-jährige Ranjeet.
Seit Wochen plagen ihn Husten und Fieber, die Brust schmerzt und er verliert rapide an Gewicht. Ranjeet geht es elend, aber zum Arzt kann und will er nicht. Weil er als LKW-Fahrer keine Zeit für so etwas hat – er hat Verpflichtungen, muss Lieferfristen einhalten, darf nicht zu spät ankommen. Aber er hat auch Angst: Angst, dass man bei ihm Corona diagnostiziert, diese weltweit verbreitete Krankheit, die auch in Indien zu strikten Lockdowns geführt und zahllose Menschen in große Not gestürzt hat. Denn COVID-19 ist mit einem großen Stigma belegt. Sie trifft vor allem Arme und deshalb sollte man den Umgang mit ihnen meiden, um sich vor einer Infektion zu schützen. So denken immer mehr Inder*innen. Kein Wunder, dass Ranjeet verzweifelt.
Doch dann spricht ihn eines Tages auf einem Parkplatz ein Mann mit roter Käppi an. Es ist ein Berater der DAHW in Indien, der German Leprosy and Tuberculosis Association (GLRA) India: Im Rahmen eines Projektes des Bündnis Entwicklung Hilft, das von der Deutschen Bahn Stiftung finanziert wird, suchen unter dem Namen „Nai DISHA“ seit einiger Zeit Teams von GLRA India die großen LKWUmschlagsplätze im Norden des Landes auf, um speziell Trucker wie Ranjeet über Tuberkulose aufzuklären und Zugang zu Diagnose und Behandlung zu ermöglichen. Die roten Käppis dienen als Erkennungszeichen.