02. August 2023

Studie zu Humanitärer Lage in Ostafrika: Menschen mit Behinderungen fallen durchs Raster

Anastazia N. (r.), eine von Lepra betroffene Frau in Uganda. Die von DAHW und CBM durchgeführte Studie weist darauf hin, dass humanitäre Projekte, insbesondere in Uganda und Kenia, Menschen mit Behinderung nur eingeschränkt berücksichtigen. (Foto: Sabine Ludwig / DAHW)

Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe macht angesichts globaler Krisen auf deren Auswirkungen in Ostafrika aufmerksam. Die Region ist nicht nur von einer der schlimmsten Dürreperioden seit Jahrzehnten betroffen, sondern muss auch mit den Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs umgehen. Wie eine aktuelle Studie zeigt, sind von diesen Entwicklungen Menschen mit Behinderung in besonderer Weise betroffen.

Würzburg, 02.08.2023: Humanitäre Organisationen unterstützen die Menschen vor Ort – vulnerable Gruppen, zu denen Menschen mit Behinderung gehören, haben aber oftmals einen erschwerten Zugang zu humanitären Leistungen. Um die Problematik genauer einzugrenzen, haben DAHW und CBM (Christoffel Blindenmission) eine gemeinsame Studie in Äthiopien, Kenia, Uganda und Südsudan durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass in diesen Ländern kaum systematisch Daten über Menschen mit Behinderung erhoben wurden. Das aber wäre notwendig, um auf die Erfahrungen und Bedarfe dieser Menschen angemessen eingehen zu können. Die Studie wies folglich auch darauf hin, dass humanitäre Projekte, insbesondere in Uganda und Kenia, Menschen mit Behinderung nur eingeschränkt berücksichtigen. Damit besteht die Gefahr, dass Inklusionsthemen vernachlässigt werden und dass Menschen mit Behinderung in Krisensituationen der Zugang zu lebensrettenden Maßnahmen verwehrt bleibt.

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„Menschen mit Behinderung sind in Krisen- und Katastrophensituationen einer erhöhten Gefahr ausgesetzt – sei es im Fall von unerwarteten Überschwemmungen, anhaltenden Dürreperioden oder anderen extremen Wetterereignissen oder Krisen, die Betroffene zur Flucht zwingen“, sagt Susan Höfner, Beraterin für Inklusion und Humanitäre Hilfe bei der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe. „Nach der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichten sich die Vertragsstaaten dazu, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um in Gefahrensituationen, Notlagen und Naturkatastrophen den Schutz und die Sicherheit von Menschen mit Behinderung zu gewährleisten. Die Studie zeigt aber, dass wir aktuell dieser Verpflichtung nicht nachkommen.“So werden Menschen mit Behinderung beispielsweise nicht einbezogen, wenn Notallpläne erstellt werden – das kann fatale Folgen haben. „Es ist von essenzieller Bedeutung, dass Menschen mit Behinderung aktiv an Maßnahmen zum Schutz in humanitären Notlagen mitwirken können“, so Höfner weiter. Nicht nur müssen Daten systematisch erfasst werden, um Maßnahmen entsprechend anpassen zu können. Es ist auch dringend notwendig, Vertreter:innen von OPDs (Organization of Persons with Disabilities) ein aktives Mitspracherecht in Schutzkommitees und Planungsgremien zu ermöglichen. „Ihre Expertise ist hier unerlässlich“, betont Höfner. „Nur so können wir sicherstellen, dass wir allen Menschen – mit oder ohne Behinderung – ein Überleben in Notsituationen ermöglichen.“

Inklusion spielt in den Projekten der DAHW eine bedeutende Rolle. Auch durch die langjährige Arbeit auf dem Gebiet Lepra hat sich in der Organisation ein reicher Erfahrungsschatz gebildet, der bis heute Menschen mit jeglicher Art von Behinderung unterstützt. Wissenschaftliche Erhebungen wie diese tragen erheblich dazu bei, Bedarfe besser einzuschätzen und Maßnahmen zu optimieren.


 

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