30. Januar 2024

Welt-NTD-Tag: Für ein Ende der Vernachlässigung

Kamsiyochukwu mit Mutter und Krankenschwester. Foto: Toby Nwafor / DAHW

Vernachlässigte Tropenkrankheiten, sogenannte NTDs (Neglected Tropical Diseases), gehören zu den Mandaten der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe. Anlässlich des Welt-NTD-Tags am 30. Januar 2024 fordert die Organisation: Schluss mit der Vernachlässigung – nehmt die Krankheiten endlich mehr in den Fokus!

Würzburg / Adazi, 30.01.2023: Noch heute erinnert sich die Nigerianerin Oluchukwu Egbe an den Geruch. Ihr zehn Jahre alter Sohn Kamsiyochukwu hatte ein bis auf die Knochen offenes Bein. „Alles begann mit einer Beule oberhalb der linken Wade, die sich öffnete und nicht mehr abheilte“, erklärt die Mutter. Niemand konnte ihnen helfen – ihre letzte Hoffnung: das St. Joseph-Krankenhaus in Adazi, viele Kilometer entfernt von ihrem Heimatort. „Zuerst glaubte die Familie an einen Fluch“, sagt Chirurg Iloka Evaristus. „Es dauerte, bis wir sie überzeugen konnten, dass es keiner war.“

Buruli Ulcer ist eine besonders heimtückische Krankheit und gehört zu den sogenannten NTDs (Vernachlässigte Tropenkrankheiten). Die Krankheit betrifft hauptsächlich Kinder unter fünfzehn Jahren und bricht vor allem da aus, wo Armut und mangelnde Hygienemöglichkeiten herrschen. In einem aktuellen Forschungsprojekt in Togo untersuchen Teams mögliche Infektionswege, denn abschließend geklärt ist die Übertragung nach wie vor nicht. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass stehende Gewässer eine Rolle spielen könnten.

Im Fall von Kamsiyochukwu entfernte Chirurg Evaristus die toten Hautpartikel, um eine Wundheilung zu ermöglichen. „Dann war auch der schlimme Geruch nicht mehr da“, sagt die Mutter. Eine Deformation des Beines konnte so glücklicherweise verhindert werden.

Die Behandlung von Buruli Ulcer ist kompliziert und langwierig – und das trifft auch auf andere NTDs zu, die zu den Mandaten der DAHW gehören, etwa Lymphatische Filariose oder natürlich Lepra. Was all diese Erkrankungen gemeinsam haben: Sie erhalten nahezu keine Aufmerksamkeit von der Öffentlichkeit, von der Forschung, von staatlichen Institutionen und Pharma-Unternehmen. Der Grund: Sie spielen in den wohlhabenderen Ländern des Globalen Nordens keine oder kaum noch eine Rolle.

Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe setzt sich daher in ihren Projekten dafür ein, nachhaltig und ganzheitlich für Verbesserung zu sorgen: Durch medizinisch-soziale Aktivitäten, durch Forschung, durch Advocacy- und Aufklärungsarbeit. Denn es ist schlicht nicht fair, dass NTDs so wenig Aufmerksamkeit zukommt – und damit so wenig Unterstützung für die Betroffenen. „Buruli Ulcer zerstört das Leben der Kinder“, so drückt es der nigerianische Chirurg Dr. Evaristus aus. Eine Katastrophe, die so nicht hinnehmbar ist.

DAHW-Forschungskoordinatorin Dr. Christa Kasang hat dennoch Hoffnung, dass sich die Lage verbessert: „Dadurch, dass die WHO nun in großem Maßstab zur Kontrolle von Haut-NTDs aufruft, ist eine Bewegung in die Richtung der Detektion und Behandlung dieser Erkrankungen zu beobachten. Die Aktivitäten sind bei vielen betroffenen Ländern wieder auf der Agenda und ich hoffe sehr, dass dieses Momentum lange anhält und die Bekämpfung möglich macht“, sagt sie.

Wie viele andere Betroffene ist Kamsiyochukwu unterdessen fest entschlossen, künftig andere vor der Krankheit zu bewahren: „Ich möchte Arzt werden“, sagt der Zehnjährige, „und Menschen helfen, die genau so krank sind, wie ich es einst war.“


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