21. März 2024

„Wir gehen dorthin, wo die Menschen sind“: Tuberkulose-Patient:innen finden und behandeln – über Ländergrenzen hinweg

Mit digitalen, transportablen Röntgengeräten können Tuberkuloseinfektionen auch bei Menschen erkannt werden, die keine Möglichkeit haben, ein Krankenhaus aufzusuchen. Hier erklärt ein Röntgenassistent einer Patientin, wie das Bild ihrer Lunge zu interpretieren ist. (Foto: DAHW / Christopher Jumanywal)

Aktive Fallsuche ist ein Schwerpunkt der medizinischen Arbeit der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe – denn in vielen Regionen der Erde gibt es keine Möglichkeit, mal eben zum Arzt zu gehen. Was das für Menschen bedeutet, die in Uganda oder dem Südsudan an Tuberkulose erkrankt sind, macht ein Projekt in einer Grenzregion deutlich.

Würzburg / Kampala, 24.03.2024: Es herrscht ein reges Kommen und Gehen in der West Nile-Region im äußersten Nordwesten Ugandas. Dort grenzt das Land an den Südsudan – den jüngsten Staat der Erde, der seit seiner Gründung 2011 von unterschiedlichen Krisen erschüttert wurde.

„2013 erlebten wir einen Bürgerkrieg“, erklärt Boumkouth Manchoul, DAHW-Programmleiter im Südsudan. „Viele Menschen verließen das Land. 2016 geschah dasselbe noch einmal. Und wiederum vier Jahre später zeigten sich im Südsudan schwere Auswirkungen des Klimawandels mit Überflutungen in fünf Bundesstaaten.“

Viele der Menschen, die vor diesen Katastrophen flohen, überquerten die Grenze ins benachbarte Uganda. Die dortige West Nile-Region nahm die Geflüchteten auf – und musste dabei mit ganz eigenen Herausforderungen umgehen. Denn Menschen auf der Flucht leben oft in beengten Unterkünften, haben einen eingeschränkten Zugang zu Hygienemöglichkeiten und sauberem Wasser und können bei gesundheitlichen Problemen oft keine medizinische Hilfe in Anspruch nehmen: ideale Voraussetzungen für den Ausbruch und die Verbreitung von Tuberkulose.

„Uganda gehört zu den Ländern mit der weltweit höchsten Tuberkulose-Belastung“, sagt Lisa Gerwing-Adima, DAHW-Beraterin in Uganda. „Zwar gibt es hier ein sehr starkes Kontrollprogramm unter einer hervorragenden Führung.“ Für die Geflüchteten ist es jedoch oft unmöglich, die bestehenden Angebote wahrzunehmen. Auf sie ist deshalb ein von der DAHW unterstütztes Projekt zugeschnitten.

Denn dass die Mitarbeitenden der DAHW dorthin gehen, wo sonst niemand hingeht (einer der Leitsätze der Organisation), trifft auch auf die Siedlungen der Geflüchteten zu. Und so machen sich regelmäßig Gesundheits-Teams auf den Weg zu den Menschen. Im Gepäck: mobile Röntgengeräte, die zudem noch mit einer KI-Komponente ausgestattet sind. Die Künstliche Intelligenz macht es möglich, auch ohne vorheriges Medizinstudium am Röntgenbild der Lunge zu erkennen, ob eine Person an Tuberkulose erkrankt ist. So kann den Betroffenen rasch medizinische Hilfe vermittelt werden.

Wichtig, ist, dass die behandelten Patient:innen die Therapie bis zum Schluss durchziehen – sonst drohen Antibiotika-Resistenzen. „Gerade bei Menschen, die beispielsweise aus dem Südsudan geflüchtet sind und sich hier gesundheitlich untersuchen lassen, kommt es oft vor, dass sie zwischenzeitlich in ihr Heimatland zurückgehen“, so Gerwing-Adima.

Doch die Nachverfolgung wird aktiv betrieben – durch intensive Zusammenarbeit zwischen Gesundheits-einrichtungen auf beiden Seiten der Grenze: In regelmäßigen „Cross Border Meetings“ werden Wege gesucht, wie die Patient:innen weiterhin betreut werden können. „Wir gehen dorthin, wo die Menschen sind“, sagt Gerwing-Adima schlicht.

Menschen, die teilweise Schreckliches durchgemacht haben. Auch das berücksichtigt das DAHW-Projekt. So soll – mit der Tuberkulose-Behandlung als Ausgangspunkt – ein sicheres Umfeld entstehen, für Geflüchtete und Einheimische gleichermaßen. Neben der Stärkung der medizinischen Versorgung stehen daher auch Sensibilisierungen für Tuberkulose, aber auch für Gewalt und Konflikte auf dem Programm. Außerdem werden psychosoziale Dienste unterstützt. Denn: Gewalt, Flucht, Unsicherheit haben massive Auswirkungen auf die mentale Gesundheit. Gleiches gilt übrigens für Tuberkulose. Mit dem integrierten Ansatz des DAHW-Projekts können all diese Herausforderungen gleichzeitig angegangen werden.


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