06. September 2019

„Das letzte Wort wird Liebe sein.“

Gedenken an Dr. Ruth Pfau anlässlich ihres 90. Geburtstages

Für die rund 120 Besucher*innen im Würzburger Burkardushaus wurde die Gedenkfeier am 3. September an die 2017 verstorbene Dr. Ruth Pfau eine Reise durch die Zeit. Fast jeder hatte persönliche Erinnerungen an die deutsche Ordensfrau, Medizinerin und Lepraärztin, die bis zu ihrem Tod in Pakistan gewirkt hat und dort ein pakistanisches Team aufbaute, welches die Arbeit in ihrem Geiste weiterführt. Der 9. September 2019 wäre ihr 90. Geburtstag gewesen.

(Würzburg, 6. September 2019). Anlass genug für die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. gemeinsam mit der Ruth-Pfau-Stiftung zu einer Gedenkveranstaltung an die über Jahrzehnte durch sie unterstützte Lepraärztin einzuladen. Ihr Nachfolger Mervyn Lobo berichtete über sein vertrauensvolles Verhältnis zur Dr. Ruth Pfau, ihre eng abgestimmte Arbeit über all die Jahre und über die heutige Arbeit im Marie Adelaide Leprosy Centre (MALC) in Pakistans Metropole Karachi. „In ihrem Sinne machen wir weiter“, bekräftigte der MALCGeschäftsführer und bis zu ihrem Tod am 10. August 2017 auch ihr engster Vertrauter.

Dabei traf er genau den Punkt, denn viele der Anwesenden wollten wissen, wie das „Danach“ konkret gestaltet und gelebt wird. Denn Ruth Pfau hat nicht nur Herzen berührt, sondern ganze Menschenleben – an ihren Wirkungsstätten in Asien ebenso wie auch bei ihren vielen Unterstützern in Deutschland“, bekräftigte Lobo. So erzählte er einmal mehr von dem sehr bewegenden Moment, als die Medizinerin im Alter von 65 Jahren ihre Koffer packte, um ihren Ruhestand anzutreten. Lobo und sein Team waren es, die sie schließlich davon überzeugten, zu bleiben, bei den Ärmsten der Armen und bei den vielen von Lepra-Betroffenen. Es waren nur wenige Worte, aber sie reichten aus, sie umzustimmen. „In unserer Kultur können Töchter oder Söhne das Elternhaus verlassen, um zu heiraten oder ein eigenes Leben zu führen. Doch eine Mutter darf das Haus nie verlassen“, sagte ihr Lobo damals. „Sonst würde Jeder fragen „was habt ihr falsch gemacht, dass Euch eure Mutter verlässt.“ Das war eine Sichtweise, die Dr. Pfau tief in ihrem Inneren bewegte. Seitdem plante sie nie mehr, das von ihr gegründete Programm und das Team zu verlassen.

DAHW-Mitarbeiter Ernst Hisch, seit einigen Monaten im Unruhestand, berichtete von den vielen Reisen, die er für die DAHW nach Pakistan unternahm. Die bereits unter Pfau begonnene Neuausrichtung der Projektarbeit vor Ort betrachtet er heute als riesige Herausforderung. Dabei betonte er, wie gut und konstruktiv die Zusammenarbeit mit Dr. Pfau verlief und wie die Bereiche Inklusion und Rehabilitation zu Prioritäten wurden. Hisch ist, noch persönlich von Dr. Pfau berufen, auch heute noch Mitglied des Vorstandes des MALC in Pakistan. Harald Meyer-Porzky, stellvertretender DAHW-Geschäftsführer, war mit der damaligen DAHW-Präsidentin Gudrun Freifrau von Wiedersperg, bei dem Staatsbegräbnis im Jahr 2017 von Dr. Ruth Pfau als Ehrengast anwesend. Sein emotionaler Vortrag bewegte die Besucher, erinnerte er sich doch an ein Staatsbegräbnis von immenser Größe, Tausenden von Trauergästen, einen Konvoi, der von Streitkräften und Antiterroreinheiten flankiert und gesichert wurde und an die große Anteilnahme während der Messe in der St. Patrick’s-Kathedrale von Karachi und bei der Beisetzung auf dem christlichen Friedhof von Karachi „Sie war eine Frau, die mein berufliches und darüber hinaus auch privates Leben sehr stark geprägt hat“, betonte der heutige Vorstandsvorsitzende der Ruth-Pfau-Stiftung.

Die Hommage an eine beeindruckende Frau fand ihren Abschluss in der Sepultur des Würzburger Doms mit einer ökumenischen Andacht. „Das letzte Wort wird Liebe sein“. Dieser von Dr. Pfau gesagte und gelebte Satz traf einmal mehr zu an diesem Nachmittag voller intensiver Begegnungen und des Austausches in Würzburg, einem Nachmittag von dem viele danach sagten „Es war so, als sei Dr. Ruth Pfau unter uns gewesen.“


Bei der Veranstaltung zum Gedenken im  Burkardushaus versammelten sich über 100 Besucher*innen. Elmar Brenner gehörte dazu und berichtete von seinen beruflichen Anfängen als Entwicklungshelfer für die DAHW in Äthiopien.


Heinz Möhler von der Karachi-Gruppe Kirn ist ein großer Fan der Lepra-Ärztin Dr. Ruth Pfau, die dieser Tage 90. Jahre alt geworden wäre ...