22. Januar 2024

Die „vergessene Krankheit“ Lepra endlich beenden – Schritt für Schritt, Land für Land

Anil Fastenau, Global Health-Berater der DAHW, während eines Projektbesuchs in Pakistan: „Wir könnten noch vor 2030 eine Eliminierung erreichen.“ (Foto: AFU / DAHW)

Kurz vor dem Welt-Lepra-Tag am 28. Januar sieht sich die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe gleich auf mehreren Zielgeraden: Es sei möglich, bestimmte Länder komplett von der Lepra zu befreien, sagt Vorstand Patrick Georg. Er warnt aber: In manchen Regionen zeigt sich ein ganz anderes Bild.

Würzburg, 22.01.2024: Anlässlich des Internationalen Welt-Lepra-Tags am 28. Januar zeigt sich die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe optimistisch: Das Ziel, Lepra in bestimmten Ländern komplett zu eliminieren, sei in greifbare Nähe gerückt, sagt Patrick Georg, der Vorstand der Würzburger Organisation. „In Pakistan beispielsweise befinden wir uns auf der sogenannten ‚Letzten Meile‘“, so Georg. „Dort werden noch etwa 300 neue Lepra-Fälle pro Jahr verzeichnet. Wenn wir jetzt unsere Anstrengungen bündeln, ist unser Vorhaben, die Krankheit in den kommenden sechs Jahren ganz aus Pakistan verschwinden zu lassen, sehr realistisch.“

"Zero Leprosy" ist erreichbar

In der DAHW ist Global Health-Berater Anil Fastenau federführend verantwortlich für die Umsetzung dieser Strategie. „Ich kenne die Menschen, die in Pakistan für uns und unsere Partnerorganisationen arbeiten, sehr gut“, erklärt er. „Das sind Profis, die wissen, was sie tun. Mit ihrer Expertise und unserem konkreten Fahrplan können wir sogar noch vor 2030 eine Eliminierung erreichen.“

Dieser „Fahrplan“ besteht aus mehreren Komponenten: Einerseits werden gerade alle Lepra-Fälle der vergangenen 20 Jahre auf einer Karte – einer Art Geoinformationssystem – verzeichnet, um sogenannte Cluster zu finden. Anhand dieser Karte wird dann gezielte Fallsuche betrieben, um unentdeckte Lepra-Erkrankungen zu finden, zu diagnostizieren und zu behandeln. Mögliche Kontaktpersonen erhalten eine Prophylaxe, um zu verhindern, dass sie erkranken, und Übertragungswege werden abgeschnitten. „Abgerundet wird die Strategie durch Schulungen des Gesundheitspersonals und Informationskampagnen, um in der Bevölkerung ein Bewusstsein zu schaffen“, so Fastenau weiter. „Alles zusammengenommen sollte uns eine geeignete Grundlage verschaffen, um unser Ziel Zero Leprosy zu erreichen.“

„Wir lassen die Menschen nicht im Stich, auch nicht, wenn ihre Erkrankung vorüber ist“

DAHW-Vorstand Georg zeigt sich erfreut über diese Aussicht: „Nach jahrzehntelanger Arbeit diesem konkreten Ziel so nah zu sein, erhöht unsere Motivation noch einmal gewaltig“, so Georg. Aber er weiß auch: Nicht in allen Projektländern der DAHW sind die Aussichten so gut. „In Indien beispielsweise haben wir immer noch rund 104.000 Neuerkrankungen im Jahr“, erklärt Georg, „die Betroffenen müssen oft mit – man muss es so sagen – entsetzlichen Wunden leben, mit Stigmatisierung und Diskriminierung.“ Und auch in Projektländern wie Nigeria und dem Senegal sind die Menschen weiterhin sowohl von der Krankheit selbst als auch von ihren Folgen betroffen.

„Wir lassen die Menschen nicht im Stich, auch nicht, wenn ihre Erkrankung vorüber ist“, versichert Patrick Georg. „In Nigeria unterstützen wir beispielsweise ein Krankenhaus, das für Betroffene auch nach ihrer akuten Infektion eine wichtige Anlaufstelle ist.“ Die Menschen, oft mit leprabedingten Behinderungen, kommen etwa, um sich orthopädische Schuhe anpassen zu lassen, zur Behandlung von Spätfolgen, oder einfach nur, um mit Menschen zusammen zu sein, die dasselbe Schicksal teilen -> Mehr dazu hier.

Im Senegal wiederum führt die DAHW ein innovatives Forschungsprojekt durch. „Wir haben uns mit einer spezialisierten US-Firma zusammengetan, um mittels Künstlicher Intelligenz noch besser herausfinden zu können, wo es noch unentdeckte Fälle gibt“, erklärt Vorstand Georg. Das Projekt ist vielversprechend und könnte nach einer ersten Testphase auf weitere Länder übertragen werden.

Mit starken lokalen Partnern und KI gegen Lepra

So unterschiedlich also die vielen Projektländer der DAHW sind, so unterschiedlich gestaltet sich auch die Lepra-Situation vor Ort. „Wir arbeiten eng mit Partnerorganisationen in den jeweiligen Regionen sowie mit Selbstvertretungsorganisationen von Betroffenen zusammen, um sicherzustellen, dass unsere Arbeit an den jeweiligen Bedarfen orientiert ist“, stellt Vorstand Georg klar. „Das Gießkannenprinzip ist nicht zielführend.“ Denn: Die DAHW ist eine spendenbasierte Hilfsorganisation – „und wir sind es unseren treuen Unterstützer:innen schuldig, ihre Mittel sinnvoll einzusetzen.“

Damit das so bleiben kann, ist die DAHW auch weiterhin auf Spenden angewiesen. „Am Beispiel Pakistans – und übrigens auch Togos, Ugandas oder Boliviens – sehen wir gerade, welchen riesigen Unterschied eine kontinuierliche, professionelle und ganzheitliche Lepraarbeit machen kann“, sagt Vorstand Patrick Georg. „Wir laden jede und jeden ein, uns auf dieser letzten Meile zu begleiten, uns den entsprechenden Anschub zu geben, um die Ziellinie zu erreichen – und dann gemeinsam mit uns neue Ziele in Angriff zu nehmen.“ Für viele Menschen im Globalen Norden ist Lepra eine Krankheit der Vergangenheit, eine, die heutzutage keine Bedeutung mehr hat. Patrick Georg weiß, dass das im Moment noch ein Irrglaube ist. „Aber wir arbeiten Tag für Tag daran“, stellt er fest, „dass diese Vorstellung irgendwann Wirklichkeit wird.“


 

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