19. März 2013

"Mit viel Herzblut dabei!"

Bundesverdienstkreuzträgerin möchte Jüngere begeistern

Bundespräsident Joachim Gauck zeichnete anlässlich des Weltfrauentags im Berliner Schloss Bellevue 33 Frauen mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus.

Beispielhaftes Engagement

Darunter war auch Hildegard Berges aus Telgte. Der Bundespräsident würdigte ihr beispielhaftes Engagement, mit dem sie die Lepraarbeit der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe unterstützt. "Es ist etwas ganz Besonderes, im Schloss Bellevue zu sein, vor dem Präsidenten zu stehen und dann auch noch meine Familie dabei zu haben", sagt die 72-Jährige. Gleichzeitig regte sich ein wenig Zwiespalt. "Warum ich? Es tun doch so viele Menschen Gutes. Daran habe ich natürlich auch gedacht." Besonders stolz sei sie daher auf ihre engagierte Frauengruppe.

Begonnen hatte alles im Jahr 1993. Hildegard Berges unterstützte den "Kreativkreis Lepra" der katholischen Frauen St. Clemens mit elf weiteren Frauen. Ab 1997 leitete sie die Nachmittagsgruppe, die überwiegend zuhause Handarbeiten macht. Hildegard Berges ist aktiv, sie will, dass sich die Öffentlichkeit für ihre Gruppe interessiert. "Ich möchte, dass sich auch die Jüngeren dafür begeistern", lautet ihr Zukunftswunsch.

Telgte: Bekannter Wallfahrtsort

Persönliche Kontakte zu lokalen Geschäftsleuten, zu Vereinen und vor allem zu Spendern werden belohnt. Die Gruppe um Hildegard Berges wird in Telgte immer beliebter, die Zahl der Mitglieder steigt.

Den Frauen kommt zugute, dass Telgte ein bekannter Wallfahrtort mit vielen Besuchern ist. "Wir haben zu wenig Cafés", sagt die Bundesverdienstkreuzträgerin. "Von der Stadtverwaltung erhielten wir die Erlaubnis, mehrmals pro Jahr im Pfarrzentrum Kaffee und Kuchen anzubieten." Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Es war die Chance für die Handarbeitsgruppe, dabei ihre Produkte anzubieten. "Ein Riesenerfolg!"

Im Jahr 2003 entscheidet sich der "Kreativkreis Lepra", ein Partnerschaftsprojekt in Äthiopien zu unterstützen. Die Wahl fällt auf das Lepra-Krankenhaus in Bisidimo, das von der DAHW seit 1958 gefördert wird. Basare zum Kaffeekränzchen in der Weihnachtszeit, zu Ostern, Benefizkonzerte und Lepragottesdienste sorgen dafür, dass die finanzielle Unterstützung der fleißigen Frauen aus Telgte nicht abbricht. 242.000 Euro kamen seit Mitte der 1990er Jahre bis heute für die DAHW zusammen.

Hildegard Berges erzählt von den Anfängen. Aktiv geworden sei sie nach einer Rückenoperation. Passend zu ihrer Genesung wurde die Leitung der Handarbeitsgruppe frei. "Ich hatte Zeit, obwohl die Aufgaben immer umfangreicher wurden", schildert sie rückblickend. Sie war in Thailand und Äthiopien, hat dort das Leid der Lepra-Patienten gesehen und konnte es nicht mehr vergessen. "Das Los dieser Menschen bewegte mich sehr."

Rückhalt durch die Familie

Daraus entstanden ist ihre Hingabe für die Kranken, die Armen, die Schwächsten. Im Rahmen ihres Ehrenamtes organisiert sie Bustouren, mindestens einen Gottesdienst pro Monat, verteilt Wolle und Stoffe an die Gruppenmitglieder, hält Vorträge und organisiert gemeinsame Kaffeerunden. "Oft kommen mehr als 30 Leute", sagt sie. Auch die Familie hält zu ihr. "Mein Mann geht gar nicht mehr ans Telefon, er weiß ja, dass der Anruf für mich ist. Zusätzlich muss ich auch noch Zeit für meine sechs Enkel aufbringen."

"Frau Berges leistet seit fast 20 Jahren Außergewöhnliches für die Allgemeinheit. Ihr Engagement für die DAHW und ihre Gemeinde ist bis heute unverzichtbar und geht weit über das zu erwartende Maß hinaus", lobt Burkard Kömm, DAHW-Geschäftsführer.

"Ich bin mit sehr viel Herzblut bei der Sache und sehr stolz auf die Frauengruppe. Ich könnte gar nicht mehr aufhören. Ich bleibe dabei, zumindest noch solange, wie es die Gesundheit zulässt", sagt sie und freut sich schon auf den kommenden Osterbasar.


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