„Selbst genäht!“ Sichtbar stolz zeigt Samira B. (Name von Redkationgeändert) auf die Kleider ihrer Zwillinge. Hübsche Kleider sind es. Die junge Mutter genießt das Lob. Gleich mehrere Kunden bestellen heute Kleider für ihre eigenen Kinder. Genug Arbeit für Samira, die nächsten beiden Wochen sind gesichert.
Gelernt hat sie die Schneiderei in Ganta, in dem von der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. unterstützten Hospital und Rehabilitationszentrum im Norden Liberias. Hier lebt und arbeitet sie seit sie die Diagnose Lepra bekommen hat. „Schon sehr bald“, sagt sie, „will ich zurück nach Hause und dort eigene Kinderkleidung entwerfen und schneidern. Doch Ganta und die tollen Menschen hier werde ich nie vergessen.“
Samira stammt aus dem Nachbarland Elfenbeinküste, aus dem Grenzgebiet zu Liberia und Guinea. Ihre Kindheit war geprägt durch Krieg, Hunger, Entbehrungen und Vertreibung. So kam die damals 13-jährige als Flüchtling über die Grenze, aus dem Land, in dem sie bislang nur Angst und Elend erfahren hatte. In einem Flüchtlingslager in Liberia lernte sie ihre vermeintlich große Liebe kennen: „Er versprach, mich zu heiraten und dass er uns aus dem Elend herausholen wollte. Ich glaubte ihm, denn jede noch so kleine Hoff nung war besser als die Realität im Lager.“ Als Samira schwanger wurde, war sie 15 und hatte immer noch keine Perspektive.
Wider Erwarten hielt ihr Freund zu ihr, sprach weiter von Träumen und Hoffnungen. „Doch eines Tages“, erinnert sie sich weiter, „hatte ich eine Verletzung am Fuß. Ich hatte das gar nicht bemerkt, obwohl es stark geblutet hatte.“ Kein Problem, dachten die beiden Jugendlichen und wickelten ein Stück Stoff um den Fuß. Doch der schwoll immer weiter an, entzündete sich. Die Wunde wollte nicht heilen.