Station II: Eine Schule in Shashamene
Was machen Kinder in Deutschland morgens um acht? Für gewöhnlich sitzen sie in der Schule, genauso wie Jungen und Mädchen in Äthiopien. Gewöhnlich war das aber nicht immer. Dass dies im Jahr 2018 zunehmend der Fall ist, spricht für die harte und jahrelange Anstrengungen von Regierung und NGOs. Ein Projekt, das Ato Ahmed uns heute zeigt, ist eine Einrichtung für Kinder mit Behinderung. Seit vergangenem Jahr unterstützt das DAHW die Schule in Shashamene. Mit Stiften, Lehrmitteln in Blindenschrift oder Tafeln. Auch die Schaukeln für die Pause sind beispielsweise von Spendengelder finanziert.
Als wir uns den Klassenräumen nähern hat der Unterricht schon begonnen. Über einen gepflasterten Hof geht der Weg über eine Wiese zum Eingang. Acht Mädchen mit Kopftüchern und bunter Uniform sitzen in Reih und Glied auf einer Bank. Sie beobachten die Lehrerin, die an der Tafel steht und mit ihren Händen Zeichen in die Luft malt. Verstehen tut sie niemand. Die Mädchen sind taub.
„Jedes Kind hat das Recht zur Schule zu gehen“, sagt Ahmed. Das war nicht immer so. Erst als die Demokratische Bundesrepublik Äthiopien im Jahr 1995 gegründet wurde, ging es mit dem Zugang zu Bildung überhaupt erst richtig los. Damals gab es sage und schreibe zwei staatliche Hochschulen in Äthiopien. Erst 20 Jahre später ist die Zahl laut dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) auf 37 gestiegen - genauso wie die der Studenten. Damals 35 000 und heute: über 760 000. Die äthiopische Regierung steckt fast ein Drittel ihrer Ausgaben in Bildung. Bis 2020 sollen elf weitere Unis dazu gekommen. In Subsahara-Afrika sind sie damit unter den Spitzenreitern, obwohl das Land zu den fünfzehn ärmsten der Welt zählt.