09. April 2018

"Alle sprechen von Bildung, doch wie konkret kann Hilfe ausschauen?"

Was machen Kinder in Deutschland morgens um acht? Für gewöhnlich sitzen sie in der Schule, genauso wie Jungen und Mädchen in Äthiopien. Gewöhnlich war das aber nicht immer.

Station II: Eine Schule in Shashamene

Was machen Kinder in Deutschland morgens um acht? Für gewöhnlich sitzen sie in der Schule, genauso wie Jungen und Mädchen in Äthiopien. Gewöhnlich war das aber nicht immer. Dass dies im Jahr 2018 zunehmend der Fall ist, spricht für die harte und jahrelange Anstrengungen von Regierung und NGOs. Ein Projekt, das Ato Ahmed uns heute zeigt, ist eine Einrichtung für Kinder mit Behinderung. Seit vergangenem Jahr unterstützt das DAHW die Schule in Shashamene. Mit Stiften, Lehrmitteln in Blindenschrift oder Tafeln. Auch die Schaukeln für die Pause sind beispielsweise von Spendengelder finanziert.

Als wir uns den Klassenräumen nähern hat der Unterricht schon begonnen. Über einen gepflasterten Hof geht der Weg über eine Wiese zum Eingang. Acht Mädchen mit Kopftüchern und bunter Uniform sitzen in Reih und Glied auf einer Bank. Sie beobachten die Lehrerin, die an der Tafel steht und mit ihren Händen Zeichen in die Luft malt. Verstehen tut sie niemand. Die Mädchen sind taub.

„Jedes Kind hat das Recht zur Schule zu gehen“, sagt Ahmed. Das war nicht immer so. Erst als die Demokratische Bundesrepublik Äthiopien im Jahr 1995 gegründet wurde, ging es mit dem Zugang zu Bildung überhaupt erst richtig los. Damals gab es sage und schreibe zwei staatliche Hochschulen in Äthiopien. Erst 20 Jahre später ist die Zahl laut dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) auf 37 gestiegen - genauso wie die der Studenten. Damals 35 000 und heute: über 760 000. Die äthiopische Regierung steckt fast ein Drittel ihrer Ausgaben in Bildung. Bis 2020 sollen elf weitere Unis dazu gekommen. In Subsahara-Afrika sind sie damit unter den Spitzenreitern, obwohl das Land zu den fünfzehn ärmsten der Welt zählt.

Studium und Uni bleibt für viele junge Äthiopier trotz Allem ein netter Traum. Gerade auf dem Land sollen Kinder nicht lesen und schreiben, sondern der Familie helfen. Auf den Dörfern sind deshalb spezielle Komitees unterwegs, die überprüfen, ob die Schulpflicht auch wirklich eingehalten wird. Denn ja - die gibt es auch hier, allerdings eben oft nur auf dem Papier. Ein Kind mehr aus dem Haus bedeutet eine Arbeitskraft weniger. Das betrifft vor allem Mädchen. Das die Rechnung anders aufgeht, verstehen nicht alle. Die Schule ist nur eines der vielen Projekte der DAHW, welche Bildung in Äthiopien unterstützen. Von Spendengeldern werden Schulen und Kindergärten gebaut - vor allem für die Kinder der Ärmsten. Was hier steht, klingt erst mal gut auf dem Papier. Doch ich will wissen: Welche Erfolge gibt es konkret?

„Den Sohn eines Leprakranken haben wir die Schulgebühren finanziert. Er machte seinen Master. Heute managt er eines der besten Krankenhäuser des Landes“, sagt Ahmed. Der Arzt unterstützt nicht nur seine Eltern, sondern seine Landsleute. Spendengelder können aber auch in Führerscheine fließen oder die Ausbildung zum Friseur ermöglichen.

„Wir haben kein Öl. Der Schlüssel zum wirtschaftlichen Aufschwung ist Bildung“, sagt Ahmed. In diesem Moment erinnere ich mich an die Unterhaltung mit einem jungen Mann in Addis Abeba. Er studiert Maschinenbau. Spannend finde er das Fach. Vor allem aber sieht er es als Schlüssel zu einem besseres Leben in dem er eines Tages frei reisen kann. Genauso wie ich.


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