10. April 2018

"Für heimliche Investment-Banker: Wie ihr euer Geld von allein vervielfältigt"

Die Journalistin Laura Lewandowski, die gemeinsam mit Julian Ganzer die Charity-Eventserie "Life Act" in Berlin gegründet hat, ist für und mit der DAHW in Projekten in Äthiopien und Uganda.

Station III: Mit Microkrediten in ein besseres Leben

„Stell dir vor, du bist krank und die Bank gibt dir deshalb keinen Kredit.“ Sinn macht das wenig. Realität ist es trotzdem. Zumindest für viele in Äthiopien lebenden Menschen, die an Lepra erkrankt sind. Eine Bestrafung Gottes, sagen die einen. Vererbt sagen die anderen. Wer an der Nervenkrankheit leidet oder eins litt, wird von der Gesellschaft ausgestoßen. Das die Nervenkrankheit mittels Bakterien übertragen und extrem gute Heilungschancen hat, interessiert viele nicht. Weder im Bus noch in der Schule will sich jemand neben die Betroffenen setzen. Auf der Straße werden sie gemieden. Im Job haben sie später schlechte Karten.

Damit nicht genug: nicht nur die Menschen selbst leiden unter extremer Stigmatisierung. Selbst ihre Kinder werden abgestraft. Nach dem Motto: Wenn dein Vater Lepra hat, wollen wir mit dir auch nichts zu tun haben. Wovon sollen diese Menschen leben? Eine berechtigte Frage. Einen Kredit von der Bank zu bekommen, wird nämlich gleichermaßen zum Problem wie die Bewerbung um einen Job.

Mit einem Projekt für Mikrokredite setzt die DAHW genau da an und - das muss ich sagen - ziemlich geschickt. Monatlich können Leprabetroffene oder Familienangehörige einen kleinen Beitrag der GLRA (German Lepra and Tuberculosis Relief Association, wie die DAHW im Ausland genannt wird) einzahlen, ähnlich wie bei einer Bank. Wer Mitglied ist, hat dann das Recht, einen Kredit zu beantragen, den er später zurückzahlt. Das Entscheidende ist: mit dem Startkapital, das ihnen eine normale Bank sonst verweigert hätte, können sich diese Menschen selbstständig machen. Für viele ist es die einzige Chance, aus der Armut rauszukommen.

Ein Beispiel, das es tatsächlich funktioniert, erzählt mir ein Familienvater. Für 300 Birr - also etwa zehn Euro, kaufte er sich ein kleines Kalb. Aufgepäppelt und gefüttert hat er es anschließend verkauft - für mehr als das Doppelte. Es war sein Start in ein neues Leben, in dem er heute sein Kind auf die Schule schicken kann. Dieses kann wiederum mit guter Bildung seine Eltern im Alter versorgen und finanziell unterstützen.

Die Spendengelder fließen aber nicht nur in Startkapital für Kredite, denn wie Vielen von uns geht es auch den Äthiopiern: Wer sein eigenes Geschäft startet, hat erst mal viele Fragen. Deshalb bekommen die angehenden Unternehmer einen von Spendengeldern finanzierten Crash-Kurs in Business-Angelegenheiten. Für alle da draußen, die eine Geschäftssinn haben, sei deshalb gesagt: mit kleinen Zinsen auf der Bank holt ihr mehr aus eurem Geld raus.


Helfen Sie mit einer Spende

Mehr erfahren