Station IV: Gemeinsam Kaffee trinken
Alle, die Kaffee so lieben wie ich, sollten jetzt weiterlesen. Warum? „Coffee is connecting the people.“ Und in Äthiopien trifft das ganz besonders zu. Kaffee gilt hier als Nationalgetränk. Auf die Qualität sind die Menschen stolz (Wäre es anders, ich würde es sagen!). Umso mehr habe ich mich heute auf eine Kaffeezeremonie gefreut, die seit etwa fünf Jahren von Spendengeldern aus Deutschland finanziert wird. In Bildung oder in Gesundheit fließt das Geld an dieser Stelle nicht. Es ist für uns alle aber eine Chance, mit kleinsten Mitteln Großes zu leisten.
Ziel der DAHW ist es, die Ärmsten der Armen an einen Tisch zu bringen: Frauen, die blind sind, Männer ohne Beine, Alte, die sonst den ganzen Tag allein in ihrem Bett liegen würden. Diese Menschen haben nicht viel, bis auf eines: eine Gemeinschaft. Ein gutes Wort, ein bisschen Klatsch & Tratsch, einen Hygiene-Tipp. Sei es bei der Versorgung der Wunden oder der Kinder. „Jeder ist willkommne, jeder schaut nach jedem“, sagt Ahmed.
Seit fünf Jahren läuft das Projekt. Bis zu 35 Leute sind in der Community, die sich täglich von morgens bis mittags trifft. Den Boden der Lehmhütte zieren lila Blüten. Die Blätter umranden das Kaffeeservice wie einen kleinen Altar. Auf Schulbänken nehmen Frauen und Männer hintereinander Platz. Die Ältesten sprechen ein Gebet. Dann wird das dampfende Laib Brot in Stücke gerissen. Jeder bekommt was ab - und dazu Kaffee. Sehr süß schmeckt er. An Zucker soll hier keiner sparen. Die wichtigste Frage, die ich mir stelle lautet: Was bedeutet das für die Menschen? Ahmed zitiert eine Frau: „Wir sind wie neugeboren. Vorher waren wir wie tot“.