08. Dezember 2020

Händewaschen? Sicher. Aber wo?

Dr. Irene Ayakaka (2. v. l.) führt in Uganda Trainings zu Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie durch. Foto: DAHW Uganda

Die Hygieneregeln zum Schutz vor einer Corona-Infektion können die meisten Menschen hierzulande leicht umsetzen. Doch was ist mit all denen, die keinen Zugang zu sauberem Wasser, Seife oder Mund-Nasen-Schutz haben? Wie können Geflüchtete in provisorischen Notlagern, Menschen in Slums oder Gefängnissen einen Mindestabstand einhalten? Wer denkt an all die Menschen mit Behinderungen, denen es an barrierefreien Toiletten oder Wasserstellen fehlt?

Dr. Irene Ayakaka ist als Ärztin für die DAHW in Uganda tätig und mit ihrem Team jeden Tag in einem anderen Distrikt im Grenzgebiet zum Kongo unterwegs, um das nationale Gesundheitsministerium beim Aufbau von WASH-Kapazitäten (Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung) zu unterstützen. Gerade in den extrem abgelegenen Gegenden des Landes, die ohne die Unterstützung von Partnerorganisationen nicht zu erreichen wären, führen solche Teams aktuell Trainings für Gesundheitsmitarbeiter*innen zu Corona-Schutz- und Präventionsmaßnahmen sowie zu den Behandlungsstrategien in der Pandemie durch. „Das eine ist, die Menschen für notwendige Schutzmaßnahmen vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu sensibilisieren – das andere ist, sie mit dem Notwendigen auszustatten: ausreichend Platz, sauberes Wasser, Seife und Masken“, erklärt sie. Gleiches gilt für das Gesundheitspersonal: Nur wenn die Mitarbeiter*innen in den Krankenhäusern und Gesundheitsstationen über medizinisches Fachwissen zu COVID-19 und ausreichend Schutzausrüstung verfügen, können sie die Patient*innen in der Pandemie weiter versorgen.

Jeder Mensch hat das Recht auf Wasser und Sanitärversorgung

Ohne sicheren Zugang zu sauberem Wasser können sich Krankheiten wie COVID-19 leichter ausbreiten. Foto: Sonja Chikwendu/DAHW

Obwohl es ein Menschenrecht ist, haben immer noch über zwei Milliarden Menschen keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Das ist jeder dritte Mensch weltweit. Über vier Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu intakten und sauberen Toiletten. Eine mangelhafte Sanitärversorgung ist die Hauptursache für die Verschmutzung von Wasser mit Krankheitserregern! Nicht ohne Grund ist die „Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle“ eines der wichtigen 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN. In der Arbeit der DAHW sind Maßnahmen im WASH-Bereich zu einem wichtigen Element in der Bekämpfung und Eindämmung vernachlässigter Krankheiten geworden.

Doch wo fängt man an?

In den Corona-Workshops in Afghanistan wurde gezeigt, wie man sich effektiv vor einer Infektion schützen kann. Foto: LEPCO

Seit Ausbruch der globalen Pandemie hilft die DAHW dort, wo die Not am größten ist. Neben Uganda ist auch Afghanistan mit seinem geschwächten Gesundheitssystem ein solcher „Corona-Brennpunkt“. Bereits im Februar 2020 hat die afghanische DAHW-Partnerorganisation LEPCO eine Workshopreihe konzipiert, die auf Anforderungen in der Corona-Krise vorbereitet und hilft, Kapazitäten aufzubauen. In Äthiopien versorgen wir mit unseren Partnern vor Ort besonders gefährdete Personengruppen mit lebensrettender Nahrung und mit Hygieneartikeln. „Um speziell Menschen mit leprabedingten Behinderungen in der Krise beizustehen haben wir in Bisidimo im Osten und in Shashamane im Süd-Osten des Landes in den letzten Wochen 1.640 Haushalte mit jeweils 50 kg Mais, vier Stück Waschseife und vier Stück Badeseife versorgt“, berichtet Temesgen Woyessa von der DAHW in Ost-Afrika im Oktober.

Hygienemaßnahmen einhalten zu können, ist essenziell, wenn man sich vor Krankheiten wie COVID-19 schützen will. Doch während wir hierzulande über „richtiges“ Händewaschen diskutieren, wären andere froh, überhaupt eine Möglichkeit dazu zu haben. Diese Menschen auch und gerade während der Pandemie nicht zu vergessen, ist die tägliche Aufgabe der DAHW. Ein Ziel, das es mehr als wert ist, weitergesagt und unterstützt zu werden.


HELFEN SIE UNS, ZU HELFEN!

Auch wenn wir in Sorge um unser eigenes Wohl sind, dürfen wir die Menschen in anderen Ländern nicht vergessen.