Der Mediziner und Naturwissenschaftler entdeckte den Erreger der Schistosomiasis (Bilharziose).

1851 entdeckte der 26 Jahre junge Theodor Bilharz den Erreger der heute als Schistosomiasis bekannten Tropenkrankheit – der heute zweithäufigsten nach der Malaria. Damit erzielte er einen Durchbruch in der Parasitologie. Die Bilharziose, wie sie zunächst nach seinem Entdecker genannt wurde, betrifft aktuell mehr als 250 Millionen Menschen. Jedes Jahr sterben ca. 300.000 Menschen an den Folgen einer Erkrankung. 

Am 23. März 1825 erblickte Theodor Maximilian Bilharz in Sigmaringen als Sohn des Hofkammerrats Joseph Anton Bilharz und der Schweizerin Elsa Fehr das Licht der Welt. Bereits in jungen Jahren sammelte, untersuchte und erforschte er Insekten und Naturalien. Sein Schweizer Onkel unterstützte ihn dabei und schenkte ihm Bücher und Präparate exotischer Tiere.

Bilharz‘ Wissensdurst war nur schwer zu stillen. Nach dem Besuch des Hohenzollern-Gymnasiums Sigmaringen begann er 1844 mit dem Studium der Medizin an der Universität Freiburg, nebenbei studierte er außerdem Philosophie, Ethik, Deutsche Sprache, Literaturgeschichte, Archäologie, antike Kunstgeschichte, Klassische Philologie, Botanik, Anatomie und Anthropologie.

1845 wechselte Bilharz an die Uni Tübingen, wo er sich auch in Botanik, Innerer Medizin, Pathologie, Chirurgie und Frauenheilkunde weiterbildete. 1847 erhielt seine Abhandlung über das Blut wirbelloser Tiere einen Preis. Er legte 1849 die medizinische Staatsprüfung ab und wurde 1850 zum Dr. med. promoviert. Noch im selben Jahr folgte er als Assistent Wilhelm Greisinger, einem der Begründer der modernen, (natur-)wissenschaftlichen Psychiatrie, nach Kairo. Greisinger war hier zum Direktor des ägyptischen Medizinalwesens berufen worden. Bilharz wurde später Chefarzt verschiedener Krankenhäuser.

1851: Theodor Bilharz entdeckt den Erreger der parasitären Tropenkrankheit Schistosomiasis (Bilharziose).

Ein Saugwurm aus der Gattung der Schistosomen erregte bei der Autopsie eines an einem Blasen- und Nierenleiden verstorbenen Ägypters Bilharz‘ Aufmerksamkeit. Schistosomen sind sogenannte Pärchenegel: parasitisch lebende Saugwürmer, die als Pärchen auftreten, wobei das Weibchen in der Bauchfalte des Männchens lebt. Diesen äußerst seltsamen Befund entnahm Bilharz der Darmvene eines Patienten und beschrieb seine Beobachtung später als „etwas Wunderbares, ein Trematod mit getrenntem Geschlechte“ in einem Brief. Und nicht nur das: Es gelang ihm auch, die Eier des Parasiten im Urin von Betroffenen sowie die Larven des Wurmes im warmen Nilwasser nachzuweisen.

Er fand heraus, dass sich diese winzigen Larven des Parasiten bei Kontakt zum infizierten Wasser durch die Haut des Menschen bohren und Würmer entwickeln. Diese produzieren tausende Eier, die der Mensch mit Kot oder Urin wieder ausscheidet. Durch schlechte hygienische Bedingungen können diese Eier mit den Fäkalien wieder ins Wasser gelangen, in dem spezielle Wasserschnecken leben, die dem Parasiten als Wirt dienen. Erneut entwickeln sich infektiöse Larven, die wieder in das Wasser ausgestoßen werden. Der Kreislauf beginnt aufs Neue.

Kampf gegen die „unsichtbare Gefahr“

Es ist der gleiche heimtückische Kreislauf, den die DAHW heute in den Uferregionen rund um den Viktoriasee in Tansania unterbrechen will, wo die vernachlässigte und armutsassoziierte Tropenkrankheit Schistosomiasis weit verbreitet ist. Doch auch wenn sich die Würmer mit einem langjährig bekannten und erprobten Medikament bekämpfen lassen, braucht es ganzheitliche Ansätze, um Neuinfektionen nachhaltig zu vermeiden. Deshalb setzt die DAHW gemeinsam mit ihren Partnern seit 2016 verschiedene Maßnahmen um. Unter anderem wird in Schulen und Gemeinden wichtiges Wissen über die Krankheit und Hygiene allgemein vermittelt. Zudem werden der Bau und die Benutzung von Toiletten und sicheren Wasserstellen gefördert.

Bilharz, gerade mal 26 Jahre alt, ging vollkommen in der Erforschung parasitärer Erkrankungen auf. Er wurde in den ägyptischen Staatsdienst übernommen, wurde 1852 Oberarzt an der Chirurgischen Klinik Kairo, 1853 Chefarzt der Inneren Abteilung und 1855 zum Professor für Anatomie ernannt. „Ich denke, Ägypten ist das beste Land, um Würmer im Allgemeinen und speziell die menschenpathogenen Arten zu studieren“, schrieb er 1851 in einem Brief nach Hause über seine Wahlheimat.

Knappe zehn Jahre nach seiner Entdeckung begleitete er Herzog Ernst II. von Coburg-Gotha an das Rote Meer. Hier behandelte er erfolgreich dessen Frau Alexandrine von Baden, die an Typhus erkrankt war. Er infizierte sich jedoch gleichzeitig selbst mit der Krankheit und starb nach seiner Rückkehr nach Kairo am 9. Mai 1862 mit nur 37 Jahren.

Wo Forschung, da Heilung

„Dr. Theodor Maximilian Bilharz widmete sein Leben der leidenden Menschheit, der er im Jahre 1851 durch die Erforschung der nach ihm benannten Krankheit neue Wege der Heilung wies. Ägypten und Deutschland gedenken seines Lebens und Wirkens in Dankbarkeit und Verehrung“, steht in einer Inschrift auf der Mauer des deutschen Friedhofs in Alt-Kairo.