Buruli Ulcer

Buruli - eine rätselhafte Krankheit

in Europa ist Buruli Ulcer nahezu unbekannt. In Westafrika ist die „kleine Schwester“ der Lepra sehr verbreitet – und kaum erforscht.
Buruli Ulcer ist eine heimtückische Krankheit: Verursacher ist ein Bakterium, das ein Gift ausscheidet. Dieses unterdrückt die Immunabwehr. Der Schmerz wird oft erst gespürt wenn das Bakterium bereits Haut und Gewebe bis zum Knochen zerstört hat. Entscheidend sind in diesen Stadien der Krankheit eine sofortige Antibiotika-Behandlungen. Diese tötet den Erreger ab.

Was ist Buruli Ulcer?

Buruli Ulcer wird durch das, dem Lepra-Bakterium verwandte, „Mycobacterium ulcerans“ ausgelöst. Dieses scheidet einen Giftstoff (Mycolactone) aus, welcher die Haut und das Gewebe bis hin zum Knochen zerstört. Gleichzeitig wird die Immunabwehr sowie das Schmerzempfinden unterdrückt. Wegen der Schmerzlosigkeit, aber auch weil die Krankheit vielerorts mit einem starken Stigma behaftet ist, werden die Wunden zunächst oft verborgen oder fällt den Betroffenen häufig erst auf, wenn sich bereits größere Ulcer (offene Wunden) gebildet haben. Zu spät wird nach medizinischer Hilfe gesucht.

Wie wird Buruli Ulcer übertragen?

Obwohl sie schon vor über 100 Jahren beschrieben wurde, ist der Weg der Ansteckung bis heute nicht bekannt und dementsprechend gibt keine konkreten Maßnahmen zum Schutz vor einer Infektion. Von Mensch zu Mensch wird Buruli wahrscheinlich nicht übertragen. Da häufig Menschen in der Nähe von Gewässern erkranken, wird vermutet, dass ein Insekt, welches Wasser zum Leben benötigt, die Krankheit überträgt. Weshalb der Kontakt mit stehenden Gewässern, z.B. bei landwirtschaftlichen Arbeiten, ein Risiko für eine Infektion darstellt.

Wie sieht das Krankheitsbild aus?

Die ersten Symptome von Buruli sind kleine, nicht schmerzende Knoten oder Verhärtungen unter der Haut. Einmal im Körper, fressen sich die Bakterien häufig an Armen und Beinen durch Haut, Knochen und andere Gewebe und es entstehen große, flache, schmerzlose Geschwüre. Wird die Krankheit dann endlich erkannt, hat sie, ähnlich der Lepra, meist schon großen Schaden angerichtet.

Wie wird Buruli Ulcer diagnostiziert?

Sowohl die primäre Erkennung als auch die Behandlung eines Buruli-Ulcus erfordert ein sehr erfahrenes Team; so kann ein Geschwür oftmals bereits aufgrund seines Erscheinungsbildes als Buruli- Geschwür diagnostiziert werden. In jedem Fall aber muss der diagnostische Beweis geführt werden. Dies geschieht in spezifischen Laboruntersuchungen, zu denen etwas Gewebe entnommen werden muss. Heute sind diese Methoden so stark verfeinert, dass man bereits unter antibiotischer Therapie feststellen kann, ob die verursachenden Bakterien abgetötet wurden und Abheilung zu erwarten ist.

Ist Buruli Ulcer heilbar?

Die Erkrankung ist prinzipiell heilbar und verläuft nur ganz selten tödlich. Eine gute und einfache Therapie gibt es leider noch nicht. Im frühen Stadien der Krankheit kann man versuchen, das Buruli Ulkus mit einer Kombination von Antibiotika über acht Wochen zu behandeln. Leider ist diese Behandlung oft mit schweren Nebenwirkungen verbunden und kann zum Beispiel zur Taubheit führen.

Unbehandelt können ebenfalls zu schwerwiegende Komplikationen auftreten, z.B. in Form einer Versteifung von Gelenken und schweren Kontrakturen, wenn großflächigere Geschwüre sich lange Zeit ohne Behandlung über Gelenke ausdehnen und hierdurch zur Schrumpfung des darunterliegenden Gewebes führen. Alternativ kann man versuchen das Buruli Ulkus großflächig chirurgisch zu entfernen. Die dann entstandenen Wunden heilen nur sehr langsam und können sich mit anderen Bakterien infizieren. Heilt das Buruli Ulkus, bleiben große Narben zurück, die häufig zu Bewegungseinschränkungen und Deformitäten an Armen und Beinen führen. Diese Patienten müssen sich einer intensiven Physiotherapie zur Wiederherstellung der Gelenkfunktion unterziehen.

Wie wird Buruli Ulcer behandelt?

Besonders die Behandlung der Geschwüre ist kompliziert und langwierig. Folgende Behandlungsmaßnahmen werden eingesetzt:

  • eine aufwendige Wundpflege
  • die Gabe einer Kombination von Antibiotika gegen die Krankheitserreger
  • chirurgische Eingriffe

Heute steht die Kombinationsgabe von zwei Antibiotika über einen Zeitraum von 8 Wochen am Behandlungsanfang. Diese Therapie gilt aufgrund vieler Studien als verpflichtend und wurde als Leitlinie von der WHO festgeschrieben.

Durch die initiale Medikamentenbehandlung (Antibiose) wird erreicht, dass entweder kleinere Geschwüre bereits vollständig abheilen oder aber größere sich deutlich verkleinern; wenn trotzdem eine Gewebeausschneidung erforderlich wird, kann dies in wesentlich begrenzterem Umfang durchgeführt werden. In dem Fall muss allerdings die verkleinerte Restwunde - nach oftmals längerer Wundpflege - dennoch durch ein Hauttransplantat gedeckt werden.

Bis vor wenigen Jahren stand die chirurgische Therapie im Behandlungsvordergrund: das Geschwür wurde unter Mitnahme des sichtbar geschädigten Gewebes ausgeschnitten und die Wunde dann durch ein Hauttransplantat abgedeckt.

Mit den gegenwärtigen Mitteln lässt sich der Kampf mit dem Buruli Ulkus kaum gewinnen. Es muss dringend mehr geforscht werden um eine  bessere Diagnose und Therapie zu entwickeln und geeignete Vorbeugemaßnahmen zu entdecken.

Wer ist von Buruli Ulcer betroffen?

Buruli Ulcer betrifft vor allem Kinder (etwa 50% der Erkrankten sind jünger als 15 Jahre). Die Region „Buruli“ in Uganda hat der Krankheit ihren Namen gegeben.

Wo genau ist Buruli Ulcer verbreitet?

Buruli kommt in 30 Ländern weltweit vor. Besonders häufig in sumpfigen, feuchten Gebieten West- und Zentralafrikas.

"Ich heiße Ifechi, bin neun Jahre alt und lebe mit meinen Eltern im Süden von Nigeria. Es begann mit einer kleinen Wunde an meinem linken Knie, die überhaupt nicht weh getan hat. Aber sie wollte nicht wieder heilen. Weder meine Eltern noch unsere Nachbarn wussten einen Rat. Der traditionelle Heiler hat verschiedene Kräutersalben aufgetragen. Doch die Wunde wurde immer größer. Jemand aus unserem Dorf erzählte meinen Eltern von Buruli Ulcer und schickte einen Mitarbeiter der nächsten Gesundheitsstation zu uns nach Hause. Er entnahm eine Gewebeprobe aus der Wunde. Einige Tage später kam er zurück und informierte meine Eltern über die Diagnose: Ich hatte mich mit Buruli Ulcer infiziert. Ich wurde bald in das St. Joseph Hospital in Anambra überwiesen. Hier wurde ich über Monate behandelt und musste mehrmals operiert werden. Am Anfang hatte ich große Angst, dass ich sterben müsste. Meine Eltern waren sehr erleichtert, dass sie dafür nichts bezahlen mussten. Wir hätten das nicht aufbringen können. Das Krankenhaus wird von Ihnen aus Deutschland unterstützt. Ich weiß, dass es noch viele andere Kinder gibt, die an Buruli Ulcer leiden. Ich hoffe, auch ihnen kann geholfen werden.“

*Name geändert

Ifechi*

„Ich bin Taio und bin 16 Jahre alt. Geboren und aufgewachsen bin ich im Süden von Nigeria, im Bayelsa State. Vor einigen Monaten bekam ich eine juckende Stelle an meinem Handgelenk. Ich habe mich gekratzt, doch es wurde nicht besser. Im Gegenteil: die Wunde wurde immer größer. Meine Eltern brachten mich zu einem Krankenhaus, das von der DAHW unterstützt wird, wie ich heute weiß. Die Mediziner erkannten sofort, dass ich mit Buruli Ulcer infiziert war. Nach mehreren Operationen mit Hauttransplantationen bin ich jetzt wieder gesund. Ihre Unterstützung hat mein Leben gerettet. Vielen Dank.“

*Name geändert

Taio*

„Mein Sohn Emeka ist erst fünf Jahre alt“, erzählt der Vater. „Wir sind Kleinbauern im Süden von Nigeria und sehr arm. Als eine Wunde am Bein von Emeka immer größer wurde, wussten wir uns
keinen Rat. Der Heiler in unserem Dorf konnte nicht helfen. Zu unserem großen Glück erfuhren wir von einem Krankenhaus, zu dem wir unseren Jungen bringen konnten. Die Ärzte erkannten sofort, dass des Buruli Ulcer war. Wir sind sehr dankbar, dass Emeka geholfen wird und er wieder gesund werden kann.“

*Name geändert

Emeka*

„Ich bin elf Jahre alt und entdeckte einen Pickel an meinem Arm. Meine Eltern sind mit mir zur nächsten Gesundheitsstation gegangen. Dort sind wir drei Tage geblieben und die Mitarbeiter:innen haben die Wunde täglich untersucht. Sie sagten meinen Eltern gleich, dass es Buruli Ulcer sein könnte. Der Pickel wurde immer größer und wurde zu einer offenen Wunde. Ich wurde an ein Krankenhaus überwiesen. Ich hatte Glück, dass meine Infektion so schnell erkannt und behandelt wurde. Meine Eltern waren darüber sehr froh. Sie waren Dankbar, dass die Behandlung kostenlos war, sie wurde von der DAHW aus dem fernen Deutschland bezahlt. Vielen Dank dafür.“

*Name geändert

Adisa*

 

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Der Film der Freiwilligen Franziska Hart begleitet die Arbeit der DAHW in Togo bei einem Einsatz. Er zeigt, wie auf den Dörfern die Aufklärung und Behandlung von Buruli Ulcer geleistet wird. Das Projekt zur Bekämpfung der Krankheit Buruli Ulcer und anderen vernachlässigten Tropenkrankheiten ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Fondation Follereau in Togo.

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