Im September 2019 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO die globale Lepra-Statistik für das Vorjahr veröffentlicht: 2018 wurden in 127 Ländern 208.619 neue Lepra-Patient*innen registriert. Das entspricht einem Rückgang von rund einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr und von 15 Prozent im Vergleich zu 2009. Eine gute Entwicklung – jedoch nicht gut genug: Denn Lepra ist heilbar und kein Mensch müsste mehr an der Krankheit und ihren Folgen wie Ausgrenzung, Behinderung und Armut leiden. Wenn sich der Trend in dieser Weise fortsetzt, werden wir in 100 Jahren immer noch sehr viele – zu viele – neue Fälle pro Jahr beklagen müssen.

Zudem werden viele Fälle nach wie vor erst dann gefunden, wenn die Lepra-Erkrankung bereits zu Behinderungen geführt hat: 2018 waren das über 11.000 Menschen, mindestens 350 davon Kinder. Insgesamt nimmt der Anteil der mit Lepra diagnostizierten Kinder mit 24 Prozent zwar überproportional ab, dennoch sind diese Zahlen immer noch Grund zur Sorge.

95 Prozent aller Neuerkrankungen traten in Ländern des „globalen Südens“ auf: Auch 2018 führen Indien mit 120.334 und Brasilien mit 28.660 erfassten Neuerkrankungen die Statistik wieder mit weitem Abstand an. Entgegen der allgemeinen Entwicklung haben sich die Fälle in Brasilien sogar erhöht. Doch trotz der hohen Fallzahlen gilt die Lepra nach WHO-Kriterien – maximal 1 Fall pro 10.000 Einwohner*innen – aufgrund der Bevölkerungsdichte in Indien offiziell als eliminiert. Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe setzt aktuell in Afghanistan, Äthiopien, Bolivien, Indien, Jemen, Kolumbien, Liberia, Nepal, Nigeria, Pakistan, Paraguay, Senegal, Sierra Leone, Sudan, Südsudan, Tansania, Togo und Uganda Lepra-Projekte um.

Letzten Endes sind alle Angaben in der WHO-Lepra-Statistik mit Vorsicht zu genießen: Es ist zu vermuten, dass sie in Wirklichkeit noch um ein Vielfaches höher sind. So wollen viele von Lepra betroffene Menschen aufgrund der Stigmatisierung der Krankheit nicht erkannt bzw. erfasst werden. Auch halten manche Regierungen die nationalen Statistiken unter Verschluss oder führen keine verlässlichen Register, weil Lepra mit Armut in Verbindung gebracht wird und man sich um das Ansehen des Staates sorgt. Oder es fehlen funktionierende Kontrollprogramme und Infrastrukturen, um alle Fälle zu erfassen.